AMSE: Arzneimittel-Schnellerkennung in der Praxis

Wie Apotheken, Ärztinnen und Ärzte sowie Behörden von einer innovativen Datenbanklösung profitieren.

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Die Arzneimittel-Schnellerkennung Online (AMSE) hilft, Arzneimittel rasch und zuverlässig zu identifizieren – beispielsweise, wenn Tabletten ohne Verpackung abgegeben werden. Im Interview mit Ing. Wolfgang Gettinger (Produktmanager APOVERLAG) wird erklärt, wie die AMSE funktioniert und welchen Beitrag das Tool zur modernen Gesundheitsversorgung leistet.

Über die AMSE

Lieber Wolfgang, immer wieder landen in Apotheken Tabletten oder Kapseln ohne Verpackung. Genau hier setzt die AMSE an. Könntest du uns die Anwendung kurz beschreiben?

Genau, die AMSE, also die Arzneimittel-Schnellerkennung Online, ist die digitale Anwendung, die hilft, Arzneimittel eindeutig zu identifizieren. Anhand der Beschaffenheit, wie Größe, Form oder Farbe, durchsucht das System eine umfassende Datenbank und liefert passende Präparatsvorschläge. Dies ist nicht nur in Apotheken hilfreich, wenn Patient:innen Tabletten ohne Verpackung mitbringen, sondern auch in Arztpraxen – etwa bei neuen Patient:innen, die ihre Medikation nicht genau angeben können. Darüber hinaus bietet die AMSE auch eine Unterstützung für Behörden und Blaulichtorganisationen.

Im Detail

Wie umfangreich ist die AMSE-Datenbank und welche Arzneimittelformen und Merkmale lassen sich damit erkennen?

Die Datenbank enthält über 3.500 in Österreich zugelassene, feste Arzneimittel (OTC & RX) zur oralen Anwendung (z.B. Tabletten, Kapseln und Dragees). Die Identifizierung erfolgt über äußere Merkmale wie Form, Farbe, Prägung sowie Maße. Mit der neuen Attributsuche kann gezielt nach diesen Kriterien gefiltert werden – das macht die Anwendung im Alltag effizienter. 

Wer gehört zur Zielgruppe, wo zeigt sich der Nutzen am häufigsten?

Hauptnutzer sind Apotheken, die Patient:innen bei der Identifizierung von Arzneimitteln unterstützen. Auch Arztpraxen und Krankenhäuser profitieren, wenn Patient:innen ihre Medikation nicht genau benennen können oder Tabletten ohne Verpackung mitbringen. Zudem nutzen Rettungsdienste und Notärztinnen und -ärzte die AMSE, um in Akutsituationen unbekannte Medikamente rasch zu bestimmen. Ebenso verwenden Polizei, Zoll, Gesundheitsbehörden und Pharmakovigilanz-Teams das System, um Arzneimittel eindeutig zuzuordnen und Fälschungen oder Unklarheiten schneller zu erkennen.

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Wie werden Präparate im Alltag über die AMSE am häufigsten identifiziert?

Unsere Daten zeigen, dass es zwei typische Arten von Anfragen gibt: Zum einen die klassische Suche nach Farbe und Form, also genau jener Use Case, für den die AMSE ursprünglich entwickelt wurde. Hier geht es darum, unbekannte Tabletten oder Kapseln anhand äußerer Merkmale zu identifizieren.
Etwa die Hälfte der Anfragen betrifft aber die Suche nach konkreten Arzneimittelnamen. Auch wenn nicht jedes Präparat mit einem Foto hinterlegt werden kann, weil dazu die Verpackung geöffnet werden müsste, liefert die hinterlegte Beschreibung der Tablette in der Regel ausreichend Informationen für eine eindeutige Bestimmung.

Welche Qualitätskriterien sind wichtig, damit die Erkennung zuverlässig funktioniert?

Entscheidend sind vor allem zwei Aspekte. Zum einen die hohe Detailtiefe der Spezifikationen, jede Tablette oder Kapsel ist mit genauen Angaben zu Form, Farbe, Prägung und Abmessungen beschrieben. Zum anderen das verfügbare Bildmaterial, das die visuelle Identifizierung deutlich erleichtert, auch wenn nicht jedes Präparat abgebildet werden kann.

Sicherheit & Transparenz

Welchen Beitrag kann AMSE in einer zunehmend digitalisierten Gesundheitsversorgung langfristig leisten?

In einer digital vernetzten Gesundheitsversorgung ist AMSE ein zentraler Baustein für mehr Sicherheit und Transparenz. Die Anwendung trägt dazu bei, Medikationsfehler zu vermeiden und die Patientensicherheit zu erhöhen. Sie unterstützt Fachpersonal im Alltag, spart Zeit und sorgt dafür, dass Patient:innen die richtigen Medikamente zur richtigen Zeit erhalten oder Maßnahmen zeitnah gesetzt werden.